|
Verstehen Sie Spaß? von unserer Klauneske Colgate H. Haha
Aber sicher doch, wer tut denn das nicht? Sie schossen ja nur so aus dem Boden, die witzigen Ulk-Sendungen im Fernsehen, und dann die
versteckten Filmapparate, nicht zu vergessen die Pannen und lustigen Unglücke, da schießen die Lachsalven nur so durchs Wohnzimmer, dass die Wände wackeln.
Ach, erst neulich, wie hab ich gelacht. Die kleinen Kinder, wie sie mit
ihren Rutschautos die Straße runtersausten und peng, da lag der kleine Sven – salto die hopp – mitten drin im Gemüsebeet. Ja, goldig, unsere
Kleinen. Wenn dann noch eine ganze Regalwand ihren Halt verliert und schwankend auf die kleine Suse fällt, muss ich mir doch glatt den Bauch halten, so zittern meine Lachmuskeln.
Ein putziges Völkchen, unsere kleinen Strolche, und immer ein Witz auf
Lager, eine lustige Schote, ein schnuckeliges Malheur. Hab ich dir schon erzählt, als unsere Katy ihren Kopf in die Mülltonne, und dann das Gleichgewicht, und der süße Popo oben raus, die zappelnden
Speckbeinchen ... das hättest du sehn sollen! Ich bin sofort los, um den Fotoapparat zu holen, so was muss man ja einfach, also ich sag dir. Aber
ich kam leider zu spät. Sie war schon umgekippt, die Tonne, und dann der stinkende Müll, also das war vielleicht eine Schweinerei. Mein Gott, hab ich mich geekelt. Am liebsten hätte ich das Kind mitsamt seiner
Klamotten in die Waschmaschine ... aber sie ist ja nicht schwindelfrei.
Keine Bange, es geht auch ohne Strom und Bildschirm. Wenn sich die Kleinen so richtig kabbeln, ach, ist das ein Vergnügen, da verstehen sie
Spaß, unsere lieben Muttis. Das ist ja kein richtiges Kabbeln, nichts so richtig Fieses, sondern nett gemeint. Jungs brauchen das nun mal, die
meinen das nicht so böse. Ja: Kinder – da wird einem nie langweilig. Immer ein Späßchen auf Lager, irgendeine Verwechslung, ein ulkiges Missgeschick. Und dann dieses Gesicht! So ganz voller Unschuld, als
wäre nichts passiert. Also, ich sag dir, Kinder sind einfach super!
Jetzt mal im Ernst: Meine Mama, das ist so eine richtig humorige Frau, die versteht Spaß, das ist ja mal klar. Was war das doch für eine
Erheiterung, als ich in vollem Ernst in der Schule erzählte, meine Mama wählt Haake Beck, also eine Biermarke, als Partei in den Bundestag. Das weiß ich heute noch, obwohl ich vielleicht sechs oder sieben Jahre
alt war, so ulkig war das – für sie. Ich habe mich selten so geschämt ... und das ist erst lustig! Ein sich schämendes Mädchen. „Nun sei doch
nicht so, war doch nur Spaß, brauchst dich doch nicht zu zieren.“
Ich verstehe trotzdem Spaß, was nicht heißt, dass ich mich grölend im Sessel winde, wenn der vor Lustigkeit triefende Bumerang seinen
Heimweg antritt. Nur ein leichtes, kaum sichtliches Schmunzeln geht mir durch die Lippen beim Anblick der verbissen lächelnden Mutter, deren
süßer frecher Fratz in die Hose pieschert, während er sich gemütlich auf ihrem Schoß flätzt, in der Hand eine Tube Zaubertinte und ein braunes
zusammengerolltes Würstchen, das eigentlich aus Plastik sein sollte, hätte der Kleine nicht dieses kindisch kreative Potential zum naiven Missverständnis, um den gekauften Scherzartikel gegen echte Ware
einzutauschen ...
Ach, Leute, Kinder sind nahezu das Ulkigste, was mir auf Erden begegnet ist, wenn es diese putzigen Tierchen nicht gäbe. Denk nur,
neulich, der Yorkshireterrier von Luise, die kleine Biene, da stand das Planschbecken im Garten, und ich sach noch, pass auf, die Biene kann nicht schwimmen, und da fiel doch glatt der Sonnenschirm mitten ins
Bassin, Biene hinterher, auf Verfolgungsjagd, versteht sich, schnappt in den Stoff, beißt dabei auf den Knopf, also den für die automatische Schnappvorrichtung oder wie das Dingens heißt, und der flutscht doch
tatsächlich auf, Biene oben drauf, nass wie ein alter Pudel, fliegt durch die Luft, jault, landet im Kirschbaum, wo die Nachbarskatze lauert, kriegt einen gewischt, klatscht zurück ins Planschbecken, beißt in die
Luftkammern, dass es nur so zischt, saust wie vom Blitz getroffen auf die Straße, Hupkonzert, wutsch, wutsch, peng, bumm ... Mein Gott, ich könnte mich in den ... beißen, dass ich ausgerechnet in dem Moment
keine Kamera dabei hatte.
Der Hund war tot, aber für den Spaß hat sich der Aufwand wirklich gelohnt. Ich muss heute noch lachen, wenn ich dran denke.
zurück
© 2001 J. Riedel-Henck
|